In der Czerningasse 6 wohnte und ordinierte der Schöpfer der Logotherapie und Existenzanalyse, Viktor E. Frankl (1905-1997):
Gleich im Haus gegenüber, in der Czerningasse 7, lebte und wirkte der Begründer der Individualpsychologie, Alfred Adler (1870-1937):
Der bekannteste österreichische Seelenarzt hatte seine Praxis und Wohnung jedoch am Alsergrund: der Vater der Psychoanalyse, Sigmund Freud (1856-1939). Um auch einen Eindruck von diesem historischen Ort zu bekommen, machte ich mich auf in die Berggasse 19, jener berühmten Adresse, wo Freud von 1891 bis 1938 lebte und arbeitete. Hier entstanden so bedeutende Werke wie "Die Traumdeutung", "Totem und Tabu", "Jenseits des Lustprinzips", "Das Ich und das Es" oder "Das Unbehagen in der Kultur".
Während an den Häusern Czerningasse Nr. 6 und Nr. 7 jeweils nur eine Gedenktafel angebracht ist, gibt es im Haus Berggasse 19 ein eigenes Sigmund Freud Museum. In den ehemaligen Wohn- und Arbeitsräumen zeigt das Museum eine Dokumentation zu Leben und Werk des großen Denkers, das Originalmobiliar des Wartezimmers, Objekte aus Freuds Antikensammlung sowie einige Gebrauchsgegenstände. In einem Medienraum werden die wenigen erhaltenen Bild- und Tondokumente Sigmund Freuds aus den 1930er Jahren gezeigt. Zudem präsentiert das Museum eine Sammlung zeitgenössischer Kunst und wechselnde Sonderausstellungen.
Vestibül des Hauses Berggasse 19:
In den ersten Jahren, in denen Freud mit seiner Familie in der Berggasse 19 lebte, lagen sowohl Privatwohnung als auch Praxis im 1. Stock des Hauses. Ab 1892/93 übte Freud seine ärztliche Tätigkeit in einer eigenen Wohnung im Hochparterre aus. Im Jahr 1908 bezog Freud dann mit Familie und Praxis die ganze erste Etage. In diesen Räumen ist heute auch das Museum untergebracht.
Insgesamt lebte und arbeitete Sigmund Freud 47 Jahre – fast ein halbes Jahrhundert – in der Berggasse 19. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 musste Freud wegen seiner jüdischen Abstammung mit seiner Familie aus Wien flüchten und verbrachte sein letztes Lebensjahr im englischen Exil. In seinem ehemaligen Haus im Londoner Stadtteil Hampstead, 20 Maresfield Gardens, ist seit 1986 das Freud Museum London eingerichtet.
Aufgang zum Museum
Das ehemalige Wartezimmer in Freuds Praxis: Seine Tochter Anna (1895-1982) stellte dem Museum das originale Mobiliar zur Verfügung.
Was neben der ehemaligen Praxis und Wohnung Sigmund Freuds natürlich nicht fehlen darf: ein Café Freud.
Mit diesem Spaziergang habe ich nun die langjährigen Wohn- und Wirkstätten der Begründer der sogenannten ersten, zweiten und dritten Wiener Schule der Psychotherapie besucht.
Ein kurioses Detail am Rande: Alle drei Seelenärzte besuchten in ihrer Jugend dasselbe Gymnasium in der Leopoldstadt. Sigmund Freud trat im September 1865 in das "Leopoldstädter Communal-Realgymnasium" (ab 1868 "Leopoldstädter Communal-Real- und Obergymnasium") ein, welches sich in der Taborstraße 24 befand. Er brachte die Gymnasialjahre fast durchgehend als Klassenprimus hinter sich und bestand im Juli 1873 seine Matura mit Auszeichnung. 1877 übersiedelte das Gymnasium in die Kleine Sperlgasse, wo Alfred Adler zwei Jahre lang die Schulbank drückte. Viktor Adler wiederum gehörte dem Maturajahrgang von 1924 an.
1947 zog die Schule in die Vereinsgasse um, seit 1967 befindet sich das Gymnasium in der Wohlmutstraße. Im Jahr 1989 bekam das Gymnasium den Namen seines berühmtesten Absolventen und heißt seither Sigmund Freud-Gymnasium.
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