Samstag, 5. Juni 2010

Auf den Spuren von Sigmund Freud, Alfred Adler und Viktor E. Frankl

Auf meinem letzten Spaziergang durch die Leopold­stadt besuchte ich die Wohn- und Wirkstätten zweier welt­berühm­ter öster­reich­ischer Seelen­ärzte, Viktor E. Frankl und Alfred Adler.

In der Czernin­gasse 6 wohnte und ordi­nierte der Schöpfer der Logo­thera­pie und Exis­tenz­ana­lyse, Viktor E. Frankl (1905-1997):



Gleich im Haus gegenüber, in der Czerningasse 7, lebte und wirkte der Begrün­der der Indi­vi­dual­psycho­logie, Alfred Adler (1870-1937):



Der bekannteste österreichische Seelen­arzt hatte seine Praxis und Woh­nung jedoch am Alser­grund: der Vater der Psycho­ana­lyse, Sigmund Freud (1856-1939). Um auch einen Ein­druck von diesem histo­ri­schen Ort zu be­kom­men, machte ich mich auf in die Berg­gasse 19, jener berühm­ten Ad­resse, wo Freud von 1891 bis 1938 lebte und arbei­tete. Hier ent­stan­den so bedeu­ten­de Werke wie "Die Traum­deutung", "Totem und Tabu", "Jen­seits des Lust­prinzips", "Das Ich und das Es" oder "Das Unbe­hagen in der Kul­tur".



Während an den Häusern Czernin­gasse Nr. 6 und Nr. 7 jeweils nur eine Gedenk­tafel ange­bracht ist, gibt es im Haus Berg­gasse 19 ein eige­nes Sigmund Freud Museum. In den ehe­mali­gen Wohn- und Arbeits­räumen zeigt das Museum eine Doku­men­tation zu Leben und Werk des großen Den­kers, das Origi­nal­mobi­liar des Warte­zimmers, Objekte aus Freuds Antiken­sammlung sowie einige Gebrauchs­gegen­stände. In einem Medien­­raum werden die weni­­gen er­hal­­tenen Bild- und Ton­doku­mente Sigmund Freuds aus den 1930er Jahren gezeigt. Zudem prä­­sen­­tiert das Museum eine Samm­lung zeit­­genös­­sischer Kunst und wech­selnde Sonder­­­aus­­­stel­­­lungen.


Vestibül des Hauses Berggasse 19:


In den ersten Jahren, in denen Freud mit seiner Fami­­lie in der Berg­­gasse 19 lebte, lagen sowohl Privat­­woh­­nung als auch Praxis im 1. Stock des Hau­ses. Ab 1892/93 übte Freud seine ärzt­­liche Tätig­­keit in einer eigenen Woh­­nung im Hoch­­par­­terre aus. Im Jahr 1908 bezog Freud dann mit Familie und Praxis die ganze erste Etage. In diesen Räumen ist heute auch das Museum unter­­ge­­bracht.

Insgesamt lebte und arbei­tete Sigmund Freud 47 Jahre – fast ein hal­bes Jahr­hun­­dert – in der Berg­­gasse 19. Nach dem An­­schluss Öster­­reichs an das Deutsche Reich 1938 musste Freud wegen seiner jüdi­­schen Ab­stam­­mung mit seiner Fami­­lie aus Wien flüch­­ten und ver­­brachte sein letztes Lebens­­jahr im eng­­lischen Exil. In seinem ehe­­ma­li­­gen Haus im Lon­­doner Stadt­­teil Hamp­­stead, 20 Mares­­field Gar­­dens, ist seit 1986 das Freud Museum London ein­­ge­­rich­­tet.


Aufgang zum Museum


Das ehe­malige Warte­zimmer in Freuds Praxis: Seine Toch­ter Anna (1895-1982) stellte dem Museum das origi­nale Mobi­liar zur Ver­fü­gung.

 

Was neben der ehe­ma­li­gen Praxis und Woh­nung Sigmund Freuds natür­lich nicht fehlen darf: ein Café Freud.


Mit diesem Spazier­gang habe ich nun die lang­jäh­rigen Wohn- und Wirkstätten der Be­grün­der der so­genann­ten ersten, zweiten und dritten Wiener Schule der Psy­cho­thera­pie be­sucht.

Ein kurioses Detail am Rande: Alle drei Seele­n­ärzte besuch­­ten in ihrer Jugend dasselbe Gym­­na­sium in der Leo­pold­­stadt. Sigmund Freud trat im Sept­em­ber 1865 in das "Leo­pold­städter Communal-Real­gym­na­sium" (ab 1868 "Leo­pold­städter Communal-Real- und Ober­gym­na­sium") ein, welches sich in der Tabor­straße 24 befand. Er brachte die Gym­nasial­jahre fast durch­­geh­end als Klassen­­primus hinter sich und bestand im Juli 1873 seine Matura mit Aus­zeich­nung. 1877 über­­siedel­­te das Gym­na­­sium in die Kleine Sperl­­gasse, wo Alfred Adler zwei Jahre lang die Schul­bank drückte. Viktor Adler wieder­um gehör­te dem Matura­­jahr­­gang von 1924 an.

1947 zog die Schule in die Vereins­­gasse um, seit 1967 befin­det sich das Gym­na­sium in der Wohl­mut­straße. Im Jahr 1989 bekam das Gym­na­sium den Namen seines berühm­testen Absol­ven­ten und heißt seither Sigmund Freud-Gymnasium.

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