Montag, 2. August 2010

Mexikokirche, Mexikopark, Mexikoplatz

Am 18. August 1830 kam im Schloss Schön­brunn ein Mann aus dem Hause Habs­burg zur Welt, der fast 70 Jahre lang (1848-1916) Kaiser von Öster­reich sein sollte: Franz Joseph I. Anläss­lich seines 50-jährigen Thron­jubi­läums wurde mit dem Bau einer groß­ar­tigen Kirche begonnen, die heute im Blick­punkt stehen soll: die Kaiser­jubi­läums­kirche, auch Mexiko­kirche oder Franz-von-Assisi-Kirche genannt.


Die von 1898 bis 1910 im rhei­nisch-roma­nischen Stil erbau­te Kirche befin­det sich am Mexiko­platz im 2. Wiener Gemeinde­bezirk Leopold­stadt. Die Kirche ist umrahmt vom Mexiko­park.



Die Namen Mexikoplatz und Mexiko­park sollen daran erin­nern, dass im Jahr 1938 ledig­lich das Land Mexiko vor dem Völker­bund gegen den Anschluss Öster­reichs an das Deutsche Reich protes­tierte. Seit dem Jahr 1985 findet sich im Mexiko­park auch ein Gedenk­stein, der darauf hin­weist.


Auf dem Gedenk­stein steht zu lesen:

"Mexiko war im März 1938 das einzige Land, das vor dem Völker­bund offi­zi­ellen Pro­test gegen den gewalt­samen Anschluss Öster­reichs an das nati­onal­sozi­al­is­tische Deutsche Reich ein­legte. Zum Geden­ken an diesen Akt hat die Stadt Wien diesem Platz den Namen Mexiko-Platz ver­liehen."


Der Architekt der Kirche, Victor Luntz (1840-1903), ging als Sieger aus einem Archi­tek­tur­wett­be­werb hervor.

Frontportal

Detail Türe Frontportal

Im Vergleich zum monu­men­talen Äußeren der Kirche, zeigt sich ihr Innen­raum über­raschend schlicht.







Am 10. September 1898, im Jahr des Bau­be­ginns der Kirche, ermor­dete der itali­e­nische Anarch­ist Luigi Lucheni die Ehe­frau von Kaiser Franz Joseph I., Kaiserin Elisa­beth "Sisi", in Genf. Zu Ehren der ermor­deten Herr­scherin wurde im linken Seiten­schiff der Kirche eine Gedächt­nis­ka­pel­le ein­ge­rich­tet.

Finanziert wurde der Bau durch eine Spenden­samm­lung des Roten Kreuzes, dessen Schutz­herrin Kaiserin Elisa­beth gewesen war. Im Gegen­satz zum rest­lichen Kirchen­ge­bäude, wurde die Kapel­le im Stile der itali­e­nischen Roma­nik aus­ge­stal­tet. Gekrönt wird die Elisa­beth-Gedächt­nis­ka­pel­le von einer mit Mosaik­steinen ver­gol­de­ten Kup­pel.

Ausschnitt Kuppel Elisabeth-Gedächtniskapelle

Kaiser Franz Joseph I. und Kaiserin Elisabeth von Österreich

Beim Verlassen des Gotteshauses fiel mir noch dieses Bild auf:


Leider konnte ich nicht heraus­finden, wer der Maler ist, doch finde ich die Ver­bin­dung von Alt und Neu an diesem Bei­spiel beson­ders ge­lun­gen.

6 Kommentare:

  1. Gewaltsamer Anschluss?? Du gibst mir ja wirklich einen Steilpass für eine provokative Bemerkung über die Verbreitung der Opferthese auch im heutigen Österreich :)

    Im Ernst: Ein toller, sehr schön gehaltener und informativer Blog!! Kompliment! Ich bin sehr beeindruckt sowohl von den Bildern wie von Deinem Wissen und den schönen Texten! Freue mich schon auf weitere Einträge!

    LG!

    AntwortenLöschen
  2. soll auch ein Energieort sein!

    AntwortenLöschen
  3. Ich dachte die Kirche sei in Erinnerung an Erzherzog Ferdinand Max - später Maximilian von Mexiko - von seinem Bruder Franz Joseph in Auftrag gegeben worden! So hat man das zumindest seinerzei im Heimatkundeunterricht in der Leopoldstadt gelernt!
    Liege ich da wirklich falsch?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Nach den mir bekannten Quellen (u.a. Historisches Lexikon Wien von Czeike) wurde die Kirche zur Erinnerung an das 50-jährige Regierungsjubiläum Franz Josephs I. erbaut. Baubeginn war daher auch 1898 (= 50. Regierungsjahr). Der Mexikoplatz hieß allerdings bis 1956 Erzherzog-Karl-Platz. Vielleicht von daher die Assoziation mit einem Erzherzog, wenn auch nicht mit Ferdinand Maximilian.

      Löschen
  4. Ich finde diesen Artikel sehr interessant. Mit dem Autor bin ich im Großteil einverstanden.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Vielen Dank für das Lob! Womit bist du denn nicht einverstanden, Monk?

      Löschen