In den letzten Wochen gab es in Wien wahres Kaiserwetter. Nahezu ungetrübter Sonnenschein und hochsommerliche Temperaturen brachten die Menschen in der Stadt ordentlich zum Schwitzen (und den Wiener Freibädern vermutlich Rekordeinnahmen). Auch vergangenen Mittwoch ließ Petrus reichlich Sonne auf Wien scheinen und das Quecksilber in den Thermometern über die 30-Grad-Marke klettern. Angesichts der Gluthitze entschied ich mich für einen kürzeren Spaziergang als sonst und besichtigte Österreichs größtes Stadion, das Ernst-Happel-Stadion.
Mit der U-Bahn ging es (in zum Glück gut klimatisierten Waggons) zuerst zur Endstation der U2: "Stadion". Von dort aus sind es nur wenige Schritte zur im Prater befindlichen Sportarena.
Das Stadion wurde nach Plänen des deutschen Architekten Otto Ernst Schweizer (1890-1965) errichtet und nach 23-monatiger Bauzeit am 11. Juni 1931 im Rahmen der 2. Arbeiterolympiade eröffnet. Die ellipsenförmige Dachkonstruktion, mit einer Auskragung von ca. 50 Metern zur Stadionmitte, stammt aus dem Jahr 1986. Das denkmalgeschützte Bauwerk hat als einziges österreichisches Stadion von der UEFA das Prädikat "Fünf-Sterne-Stadion" erhalten.
Die Arena fasst rund 50.000 Zuschauer; bei Konzerten können bis zu 19.000 Rasenplätze hinzukommen. Das Fassungsvolumen des Betonovals wurde mehrmals verändert – der Besucherrekord mit über 90.000 Zuschauern stammt aus den 1960er Jahren.
Das Ernst-Happel-Stadion ist vor allem als Austragungsort für Fußballspiele bekannt. Im Stadion wurden u.a. bedeutende Länderspiele der österreichischen Nationalmannschaft, Derbys zwischen den Wiener Traditionsvereinen Rapid und Austria sowie Mitropa- und Europapokalspiele ausgetragen. Dreimal war es Schauplatz eines Europacupfinales der Landesmeister (1964, 1987, 1990); 1970 fand hier das Finale des Europapokals der Pokalsieger statt. Im Jahr 1995 war die Arena Austragungsort des Endspiels der Champions League.
Im Zuge der Fußball-Europameisterschaft 2008, deren Gastgeberländer Österreich und die Schweiz waren, fanden die drei Gruppenspiele der österreichischen Nationalmannschaft, zwei Viertelfinalspiele, ein Halbfinalspiel und das Finalspiel im Ernst-Happel-Stadion statt. Am 29. Juni 2008 kürte sich Spanien mit einem 1:0-Sieg über Deutschland in Wien zum Europameister.
Auch außerhalb des Stadions kommt man am Thema "Fußball" nicht vorbei...
Nun aber höchste Zeit, um auch einen Blick in das Stadion zu werfen...
Sollte man angesichts der heißen Temperaturen "verschwitzt" haben, wo man sich befindet, bieten verschiedenste Hinweise im Stadion sicherlich Abhilfe:
Menschenleere Ränge, wie zum Zeitpunkt meiner Besichtigung, können nicht den richtigen Eindruck vom Stadion vermitteln. Daher zum Vergleich einige Bilder, die ich anlässlich des EM-Gruppenspiels Österreich gegen Deutschland am 16. Juni 2008 aufgenommen habe:
Wirkt doch gleich anders, oder?
Das Motto der EM 2008 "Erlebe Emotionen" traf mehr als zu. Das österreichische Fanmeer in Rot und die deutsche Fangemeinde in Weiß fieberten mit ihren Mannschaften mit...
Leider gelang bei der EM 2008 keine Wiederholung des "Wunders von Córdoba". Deutschland gewann durch ein Tor von Michael Ballack mit 0:1. Zur Erklärung für alle Nicht-Fußball-Fans und Nicht-Österreicher: Bei der Weltmeisterschaft von 1978 schlug Österreich im argentinischen Córdoba den amtierenden Weltmeister Deutschland mit 3:2. Legendär wurde nicht nur das Spiel selbst, sondern auch der emotionale Live-Bericht durch den Sportreporter Edi Finger senior. Hier ein Auszug des berühmten Kommentars nach dem österreichischen Siegestor:
„Tooor, Tooor, Tooor, Tooor, Tooor, Tooor! I werd' narrisch! Krankl schießt ein – 3:2 für Österreich! Meine Damen und Herren, wir fallen uns um den Hals; der Kollege Rippel, der Diplom-Ingenieur Posch – wir busseln uns ab. 3:2 für Österreich durch ein großartiges Tor unseres Krankl. Er hat olles überspielt, meine Damen und Herren. Und warten S' noch a bisserl, warten S' no a bisserl; dann können wir uns vielleicht a Vierterl genehmigen. Also das, das musst miterlebt haben. (...) I glaub jetzt hammas gschlagn! (...) Noch woll'n ma nix verschreien. (...) Und jetzt ist auuus! Ende! Schluss! Vorbei! Aus! Deutschland geschlagen, meine Damen und Herren, nach 47 Jahren kann Österreich zum ersten Mal wieder Deutschland besiegen!“
Neben den Sportstätten (ein Hauptspielfeld, 11 Trainingsplätze und Leichtathletikanlagen) beherbergt das Ernst-Happel-Stadion auch die Büros mehrerer Magistratsabteilungen (MA) der Stadt Wien, so das Sportamt, die MA 51.
Durch die Unterbringung der Büros im Stadion kommen die Magistratsabteilungen zu etwas ungewöhnlichen Adressen z.B.: MA 67 – Referat Parkometerstrafen, 1020 Wien, Meiereistraße 7, Ernst-Happel-Stadion, Sektor B.
Nun aber genug von der Hitze – es geht zurück zur U-Bahn. Bei meinem nächsten Stadion-Besuch möchte ich jedenfalls wieder die Spieler am Fußballfeld schwitzen sehen...
Hallo, kann man da einfach rein in das Stadion oder braucht man ein Ticket? Liebe Grüße
AntwortenLöschenLiebe Caro, soweit mir bekannt ist, kann das Stadion auch abseits von Veranstaltungen über den "BesucherInnen-Corner" besucht werden. Bitte erkundige dich aber vorher, ob es aktuell pandemiebedingte Einschränkungen gibt. Liebe Grüße und eine interessante Erkundungstour durch das Stadion!
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